Kurse für Eltern

Anfragen und Anmeldungen bitte via Mail an info@neuroflex.ch

Kurs gratis-onine-Kurse 2024 18:00 - 19:00 Uhr
Details ADHS - oft begleitet mit Lese-Rechtschreibschwäche Mi. 15.5.
Details Der Präfrontalkortex und Exekutivfunktionen bei ADHS Di. 9.7.
Details Aufmerksamkeit und ADHS be-greifen Do. 5.9.
Details Gedächtnis - wie es trotz ADHS funktioniert Di. 12.11.
Kurs gratis-onine-Kurse 2025 18:00 - 19:00 Uhr
Details ADHS und Autismus erkennen und unterscheiden Mo. 20.1.
Details ADHS - Diagnostik und Biomarker Mi. 19.3.

Die Teilnahme ist gratis.

Fragen & Antworten zu
ADHS

ADHS im Alltag

Da ihr Kind noch nicht die Einsicht hat, dass Zähneputzen wichtig für die Gesundheit ist. Finden sie deshalb unmittelbare, logische Konsequenzen. Wenn selbständig Zähne geputzt werden, gibt es eine kleine Entspannungsmassage, weil sie ja Zeit und Energie für die Diskussion gespart haben. Sie nutzen auch das Lernen von Rollenvorbildern. Auch sie putzen nach dem Nachtessen zusammen mit dem Kind die Zähne. Das fördert die Beziehung.

Vielleicht weil das Kind gewohnt ist, dass sie als Eltern schon schauen, dass alles gut kommt? Vielleicht gibt es keine Grund Verantwortung zu übernehmen, weil es das Gefühl hat eh nichts entscheiden zu dürfen. Schreiben Sie beim Einkauf mal «Gebäck» statt Brot oder «Früchte» statt 6 Äpfel, 3 Bananen etc. Nur wenn Sie sukzessive Verantwortung abgeben kann Eigenverantwortung gelertn werden.

Oftmals erkennen Eltern in der Beratung, dass sie dem Kind sehr viel an Entscheidung abnehmen. Damit das Kind bei den Hausaufgaben keine Fehler macht, rechnen sie die Aufgaben nach und korrigieren. Das Kind und die Lehrperson erhalten so kein Feedback, ob die Hausaufgaben selbständig gelöst werden konnten. Auch fragen viele Eltern beim Kind nach, ob es Hausaufgaben habe, organisieren für das Kind und kontrollieren. Damit nehmen sie dem Kind die Eigenverantwortung. Sprechen sie mit den Lehrpersonen. Die Vereinbarung eines Förderzieles «Selbständigkeit» legt den Fokus auf die eigenständige Erledigung der Hausaufgaben und die Lehrpersonen sind informiert, dass die Hausaufgaben eine Zeit lang eventuell vergessen gehen, falsch oder unvollständig sind. So kommen sie als Eltern aus der Kontroll-Rolle heraus und übergeben die Verantwortung wann immer möglich dem Kind.

Sprechen sie mit den Lehrpersonen. Sagen sie, dass sie möchten, dass ihr Kind mehr Verantwortung übernimmt. Gemeinsam finden sie sicher einer Lösung, wenn das Kind zu spät in den Unterricht kommt, weil es neu selbst die Verantwortung für den Schulweg und das Anziehen trägt. Natürlich erweitern sie die Eigenverantwortung Schritt für Schritt. Z. B. Wecken sie ihr Kind nur noch zwei Mal, wenn es dann noch liegen bleibt haben sie einen mit der Schule vereinbarten Plan. Aber sie werden sehen: Wenn das Kind weiss, dass die Lehrkräfte informiert sind und es verpasste Zeit nachholen muss, wird dies die intrinsische Motivation schnell mal verzehnfachen.

Inhibition (Zurückhaltung, Sebst-Kotrolle) kann gelernt werden, wenn ein aktuelles Bedürfnis für ein grösseres in der Ferne liegendes Ziel aufgeschoben wird. Z. B. Gemüse statt Zucker zu essen. Das braucht die Hillfe und Kontrlle der Erwachsenen. Diese Fähigkeit kann gelernt werden, indem z. B. erst gegessen wird, wenn alle geschöpft haben. Oder es wird erst TV geschaut, wenn eine Seite gelesen ist. Oder das Smartphone gibt es dann, wenn das Zimmer aufgeräumt ist. Klar, das braucht die Unterstützung der Erwachsenen.

Das fängt an, wenn das Kind an einem ungünstigen Platz sitzt und sich von Menschen hinter ihm beobachtet fühlt. Ein Kind mit ADHS möchte den Überblick (keine Feinde im Rücken). Deshalb am besten an einer Wand platzieren. Ausserdem ist die Wartezeit schrecklich für ein Kind mit ADHS. Es braucht hier unbedingt Spiele zur Überbrückung. Auch die Entscheidungsfindung bei einer langen Karte überfordert das Kind. Geben sie eine kleine Auswahl, je nach Alter.

Velofahren lernt man durch Velofahren, Klavierspielen indem man Klavier spielt. So ist es auch mit der Organisationsfähigkeit. Wenn das Kind seine Arbeit organisiert, lernt es diese Struktur zu übernehmen und wendet sie (sofern sie erfolgreich war) selbständig an.

Wenn sie logisch, hilfreich und angemessen sein. Tobt das Kind im Bus steigen sie aus und gehen bis zur nächsten Station zu Fuss. Hält sich das Kind nicht an die schriftlich vereinbarten Regeln geht es an seinen Time-Out-Platz. Werden die Hausaufgaben schludrig gelöst, geben sie der Lehrperson eine Nachricht.

«Manchmal verhielt er sich unangemessen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Dann wiederum benahm er sich unangemessen, um Forderungen zu entgehen. Aber es gab auch Zeiten, in denen er sich unangemessen verhielt, um sich selbst zu stimulieren» (Schramm, 2007, S. 134). Um hilfreiche, angemessene und logische Konsequenzen herausfinden zu können müssen wir wissen, warum das Kind sich (unbewusst) so verhält. Das negative Verhaltendarf nicht zum Ziel führen. Ist das Kind der Clown am Tisch, dann ist weitere Aufmerksamkeit durch Schimpfen kontraproduktiv , weil es das Verhalten verstärkt. Die Situation unterbrechen durch ein Time-Out macht Sinn.

Sinnvolle Beschäftigungen können geplant und bereitgestellt werden, damit sich Phasen der Ruhe und Bewegung, der Konzentration und Entspannung sowie der Verarbeitung erlebter Reize abwechseln. Damit ist aber keineswegs ein durchstrukturierter Wochenplan gemeint. Auch das Aushalten von Langeweile kann eine Lernchance sein. Natürlich lernen die Kinder von Vorbildern. Vertiefen sie sich in ihr Hobby, sieht das Kind, dass sich der Fokus auf etwas lustvolles lohnen kann.

Setzen sie ihre Aufmerksamkeit bewusst ein. Löschen sie Provokationen indem sie z. B. sagen: Ich möchte darauf nicht eingehen. Viel lieber gehe ich im Walt spazieren. Wenn wir dem Kind in unerwünschten Situationen mit Drohungen oder Diskussionen unsere Aufmerksamkeit schenken, wird es das unerwünschte Verhalten wiederholen. Time-Out ist sehr sinnvoll um einen negativen Kreislauf zu unterbrechen.

Ein Auszeit-Modell, eine Disziplinierungszone, Ampelkarten leiten die Aufmerksamkeit der Erwachsenen weg vom negativen Verhalten. Das negative Verhalten zu ignorieren, sich räumlich zu distanzieren, unerwartet oder paradox zu reagieren wirkt oft wahre Wunder. «Löschung bedeutet nicht immer, ein Verhalten zu ignorieren. Es bedeutet, dass das Verhalten nicht mehr seinen Zweck erfüllt und nicht mehr zu einem bestimmten Verstärker führt» (Menze, 2012, S. 95).

Token-Systemen (Sammeln von Münzen/Gegenständen, die später gegen etwas Grösseres getauscht werden können sind kurzfristig ein hilfreiches Mittel um ein Verhalten zu verändern. Z. B. gibt es einen Token, wenn die Zähne nach dem Essen selbständig geputzt werden, einen neuen wenn der Pyjama angezogen ist ohne dass man etwas sagen muss. Nach sieben Punkten gibt es mit geputzten Zähnen im Pyjama noch ein Gute-Nacht-YouTube-Video.

Eigenverantwortung! Logische, hilfreiche und angemessene Konsequenzen helfen dabei. Wer aufmerksam ist und die Welt wahrnimmt kann alles lernen. Deshalb haben Eigenverantwortung, Konzentration und Wahrnehmung Vorrang vor akademischen Zielen.

Wir lernen aus Konsequenzen. Es lohnt sich, wenn ihr Kind sein Zimmer aufräumt (positive Verstärkung, längere Medienzeit). Wenn es zu spät in die Schule kommt, weil es trödelt muss es dort länger bleiben (negative Konsequenz). Sprechen Sie mit den Lehrpersonen.

Lernen von Vorbildern bietet grosse Chancen. Wie gehen sie mit Konflikten um? Was hat das Kind gelernt wie sie mit Medien umgehen?

Weil es kaum Selbstdisziplin entwickelt hat. Erwarte das, was realistisch ist. Z. B. wird ein Dompteur bestimmt von seinen Tigern gefressen, wenn er naiv ist und den Charakter des Tieres missachtet.

Weil du verzweifelt bist, wütend. Sei stark wie ein Dompteur. Du bist der Dompteur in der Erziehung des Kindes mit ADHS. Ja, das ist anstrengend. Der Dompteur ist mental vorbereitet, ausgeschlafen und aufmerksam. Der Dompteur ist als erster vor Ort. Der Dompteur bestimmt den Tagesverlauf. Der Dompteur ist feinfühlig und empathisch.

Das Setzen von Grenzen braucht Zeit und Energie seitens der Erziehenden. Allerding mangelt es oft an beidem. Mit wenig Aufwand kann aber gewährleistet werden, dass das Kind erst dann Zugang zu gewünschten Verstärkern bekommt, wenn ein Ziel (Händewaschen, Zimmer aufräumen) erreicht wurde. Problematisch ist es, wenn sich das Kind selbst belohnen kann, indem es sein Smartphone, Süssigkeiten oder Fernseher frei zugänglich hat. „So wird (unbewusst) auch negatives Verhalten verstärkt, weil das Kind beliebig Zugriff hat“ (Menze, 2012, S  71).

Unbewusst ist die Antwort bei ihnen genetisch angelegt. Mit Abstand können sie das was sie haben besser schätzen. Geben sie ihr Kind in die Obhut von Verwandten oder nehmen sie professionelle Hilfe in Anspruch. Danach legen sie ihren Schwerpunkt in den Beziehungsaufbau.

Kinder mit ADHS lieben Regeln und Klarheit und unmittelbare Rückmeldung zu Verhalten. Sogenannte Mutproben entsprechen dem. Man sagt ihnen was sie wie und wann tun müssen und es gibt ein positives Feedback. Graffiti, Hosen runter ziehen, super schlank, super braun… sie tun alles für ein bisschen Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit ist Bestärkung und somit Erfolg. Beispiel einem Passanten den Finger zeigen, andere lachen. Ein bisschen Aufmerksamkeit reicht und er wiederholt das Verhalten. Es tut weh als Eltern das zu sehen.

Bei Misserfolg, Niederlagen oder schlechten Erfahrungen versucht sich das Kind zu schützen, indem es die unangenehmen Reize vermeidet. Zu oft wurde sein Name eventuell in einem negativen Zusammenhang genannt. Das Kind möchte nicht mehr hören, was es wieder falsch gemacht hat. Eine Psychotherapie in die die ganze Familie involviert ist ist sehr sinnvoll. Sie lernen wie sie in Beziehung zu ihrem Kind gehen.

Weil sie sich nicht eingestehen, dass sie überfordert sind. Es braucht eine starke und selbstsichere Persönlichkeit sagen zu können, dass man überfordert ist. Ich habe grossen Respekt vor diesen Eltern die kommen und mir sagen, dass sie am Anschlag sind. Was für eine Stärke! Bei anderen, welche die Probleme beiseite legen vergehen oft wichtige Jahre, bis der Leidensdruck schliesslich fast unerträglich wird.

Erfolg oder Misserfolg entscheidet über die Motivtion. Echtes Interesse entwickelt sich, wenn ich merke, dass ich gut bin, Frust baut sich durch Misserfolg auf. Manchmal ist der Misserfolg so schädlich für die Persönlichkeit, dass sich das Kind schützt und z. B. nie wieder ein Musikinstrument spielen will.

Zucker und kurzzeitige Kohlenhydrate (weisses Brot, helle Nudeln) sind verboten. Sie liefern kurzzeitig einen Überschuss an Energie, welcher sich in Hyperaktivität und oder Aggression äussern kann und nach einiger Zeit zu einem Loch, welches sich in Müdigkeit und Niedergeschlagenheit äussert. Morgens Müsli, Kracker, Früchte (eine Hand voll) und Karottenstangen, Gurkenstücke, Tomaten. Omega 3 kann subdementiert werden, falls das Kind fettigen Fisch nicht mag.

Erfolg oder Misserfolg lösen Emotionen aus. Das beginnt sehr früh mit der Mutter. Das Riechhirn ist stark mit dem limbischen System (Emotionen) gekoppelt. Mutter riecht gut, Mutter schmeckt gut, Mutter tut mir gut, Vertrauen baut sich auf. Lernen braucht auch Vertrauen, Vertrauen in sich selbst. Erst wenn das Kind realisiert, dass sich die Anstrengung lohnt wird es ein nächstes Mal leichter lernen. Das Kind realisiert: Wenn ich etwas lerne bekomme ich soziales Ansehen und Selbstwirksamkeit. Mein Selbstwert steigt und ich entwickle echtes Interesse.

ADHS und Erziehung

Hinter dem emotionalen Verhalten steckt keine bewusste Absicht. Das Kind hat grosse Mühe seine Bedürfnisse zu kontrollieren. Unterbrechen Sie hochemotionale Momente mit einem Time-Out. Schreiben sie Regeln auf, wenn alle entspannt sind. Diskussionen über Regeln bei Wutanfällen sind zu verhindern. Aufmerksamkeit auf negatives Verhalten verstärkt ungewollte Verhaltensmuster.

Ein Time-Out schützt alle Beteiligten davor laut oder gewalttätig zu werden. Ein vorher schriftlich vereinbarter Ablauf wird durchgesetzt. Eltern zeigen nonverbal (ohne Worte) mit offener Hand auf den schriftlich vereinbrten Time-Out-Platz und frieren die Bewegung ein, bis sich das Kind dorthin bewegt. Das Kind setzt sich an Time-Out-Platz, nimmt ein Puzzle hervor und dreht die Sanduhr um. Es sitzt mindestens so lange, bis die Sanduhr abgelaufen ist. Eventuell reichen wenige Sekunden, damit sich das Kind wieder sammeln kann.

Beispielsweise gehen Sie dann dorthin oder wenn es am Tisch mit der Familie passiert gehen die Familienangehörigen dorthin. Es geht darum den Negativ-Kreislauf zu beenden und dem Nervensystem Zeit zu geben sich zu beruhigen.

Die Symptome eines ADHS bringen die Eltern regelmässig an den Rand der Verzweiflung. Deshalb ist es verständlich, wenn die Nerven der Eltern schon früh am Morgen blank liegen und sie sich schämen, weil sie laut oder körperlich gewalttätig wurden. Belohnen sie sich als Eltern , wenn sie es geschafft haben den Impuls zu schreien zu unterbinden. Überlegen Sie sich in einer ruhigen Situation mit Parter*in, Freunden oder Verwandten mit welchen logischen, hilfreichen und angemessenen Konsequenzen sie reagieren könnten.

Zwei Stunden pro Woche können sie mit ihrem Kind das tun, was es gerne tut. Einfach nur, weil sie ihr Kind lieben. Ohne Hintergedanken daran, was alles noch an Hausaufgaben oder im Haushalt zu tun ist. Und natürlich ohne Unterbrechung durch Medien. Zwei Stunden, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Die Eltern fühlen sich oft als Versager*innen, weil sie es nicht hinbekommen ihr Kind zu erziehen. Die Nachbarn reden, die Schule schreibt Kontaktheft-Einträge, zu einer Geburtstagsfeier wird das Kind nicht eingeladen. Die Eltern müssen sehr konsequent sein, was viel Energie kostet. Selbsthilfegruppen und Gespräche mit Profis können helfen.

Setzen sie den Einsatz von Medien bewusst ein. Wenn alles gut ging gibt es Extrazeit, wenn nicht, wird Medienzeit gekürzt. Es ist logisch, dass man sich im Haushalt gegenseitig hilft. Alle haben am Wochenende eine Putz-Aufgabe und einen Bereich den sie aufräumen. Wenn das Kind in einem anderen Bereich Unordnung gemacht hat, wird eben auch dort aufgeräumt.

Kinder mit ADHS können sich kaum selbst organisieren und haben Mühe Eigenverantwortung zu übernehmen. Ein Erziehungsfehler ist es dies immer wieder zu testen und das Kind und sich selbst zu enttäuschen. Das ist ähnlich als würden sie einem Menschen mit einer Seheinschränkung ohne Hilfsmittel immer wieder fragen, ob er nun endlich den Milan in der Ferne sehen kann. Sie müssen dem Kind Rahmenbedingungen liefern, Regeln bereitstellen, Leitplanken setzen und ihm somit den Weg in eine sichere Zukunft weisen.

Ein Symptom von ADHS ist es, dass das Kind ein unmittelbares Bedürfnis kaum zurückstellen kann. Das wird Inhibitions-Fähigkeit genannt. Damit ist gemeint, dass das Kind sich auf sein Arbeitsblatt fokussiert statt auf sein Handy zu schauen. Der Glaube, dass das Kind sein Handy von sich aus weglegt und die Hausaufgaben erledigt ist unrealistisch.

Ein Kind mit ADHS braucht Struktur und Hilfe bei der Organisation, z. B. einen Zeitplan für die Hausaufgaben, einen Ablaufplan für das Zimmer aufräumen. Leitplanken und Regeln, die schriftlich visualisiert sind geben Klarheit über die Erwartung an das Kind. Handy oder TV sind Verstärker, die erst dann zur Verfügung gestellt werden sollten, wenn To-Do’s erledigt sind.

Wenn unrealistische Erwartungen gesetzt werden und deshalb das Kind und die Eltern enttäuscht werden. Wir lernen alle aus Erfolg. Hat es sich gelohnt mit Hilfe der Sanduhr sofort zehn Minuten konzentriert zu arbeiten? Ja, dann wiederholen sie diesen Erfolg. Irgendwann manifestiert sich dies und das Kind beginnt selbständig. Aber erst nach vielen Erfolgen!

Weil ein Kind mit ADHS die Grenzen wiederholt austestet. Dies braucht sehr viel Geduld und Verständnis für die Erziehungsarbeit. Konsequent sein erfordert Kreativität und das braucht Energie. Ja, sie müssen ständig durchgreifen und den ganzen Tag lang beobachten. Wie eine Dompteur*in. Sind sie unaufmerksam, dann werden sie aufgefressen.

Ein Kind mit ADHS zu haben bedeutet Hochleistung und Hochbelastung für Ehe, Beruf und Freizeit. Ich werde nicht vergessen als eines meiner ersten ADHS-Kinder 2001 damals seine Mutter bestrafte, indem er aus einer Laune heraus ihren Geburtstag (auf den er sich seit Tagen freute) boykottierte, nur weil sie ihm nicht erlaubte noch mehr Süssigkeiten zu essen.

Da wir Lebewesen von Konsequenzen lernen ist es geeignet positive Aktivitäten (oft sind dies Medien) in den Alltag einzubauen, die je nach Verhalten zeitlich gekürzt (positive Konsequenz gestrichen) oder verlängert (positive Konsequenz gegeben) werden. Erst Zimmer aufräumen, danach ans Smartphone. Oder je nach Tagesverhalten, kann am Abend noch TV geschaut werden. Dies bedingt natürlich, dass die Medien in der Hand der Erwachsenen sind und je nach Verhalten des Kindes zur Verfügung gestellt werden (Verstärkerkontrolle).

Einem Hund in dem Moment das Stopp-Kommando zu erklären, wenn er einem Hasen nachjagt ist ebenso sinnlos wie einem Kind mit ADHS in einer Erregungsphase lange Reden zu halten. Klären sie in einem schriftlichen Plan exakt die Schritte, wie ein Time-out abläuft. Wenn sie das Time-out verlangen, zeigen sie mit der Hand auf den Time-out-Bereich. Frieren sie ihre Handgeste ein, bis das Kind der Aufforderung gefolgt ist. Für ein Time-out eignet sich eine reizarme Umgebung mit Malstiften, Puzzles oder Legos.

Kopfhörer können die Umgebungsreize vermindern. Timer oder Sanduhren visualisieren eine konzentrierte Zeitspanne, auf welche eine Belohnung in Form eine Pause folgen kann. Die Erwartung aufzuschreiben hilft der klaren Kommunikation. Sagen sie was sie erwarten, formulieren sie positiv.

Flexibilität und Adaption braucht es in einer neuen Situation, für die noch kein gespeichertes Handlungsmodell vorliegt. Platziert man beispielsweise sein Besteck in der Küche um, muss man sich zuerst daran gewöhnen. So kann man einen Lernprozess initiieren, um seine kognitive Flexibilität zu trainieren.

Ein aktuelles Bedürfnis für ein grösseres in der Ferne liegendes Ziel aufschieben zu können, ist eine Kompetenz, die mit der Reifung des Frontalkortex’ korreliert. Bei Kindern und Jugendlichen befindet sich der Frontalkortex in der Entwicklung. Deshalb ist es unabdingbar, dass das Kind vom Erwachsenen mit erzieherischen Massnahmen unterstützt wird.

Literatur zu ADHS

Das ist sehr individuell und ich gebe Ihnen gerne nach Rücksprache konkrete Textpassagen. Z. B. aus:

  • –  Aebi, M., Perriard, R., Stiffler Scherrer, B. & Wettach, R. (2012). Kinder mit oppositionellem und aggressivem Verhalten. Das Baghira Training. Göttingen: Hogrefe.
  • –  Batra, A., Wassmann, R. & Buchkremer, G. (2013). Verhaltenstherapie. Grundlagen – Methoden – Anwendungsgebiete. (4., überarb. Aufl.). Stuttgart: Thieme.
  • –  Baddeley, A. D. (1986). Working memory. Oxford: Clarendon Press.
  • –  Döpfner, M., Schürmann, S. & Frölich, J. (2013). Therapieprogramm für Kinder mit hyperkinetischem und oppositionellem Problemverhalten THOP. Weinheim: Beltz.
  • –  Drechsler, R. (2007). Exekutive Funktionen. Übersicht und Taxonomie. Zeitschrift für Neuropsychologie, 18 (3), 233–248.
  • –  Jäncke, L. (2013). Lehrbuch Kognitive Neurowissenschaften. Bern: Hans Huber.
  • –  Kerr, A. and Zelazo, P. (2004) Development of “Hot” Executive Function: The Children’s Gambling Task. Brain & Cognition, 55, 148–157.
  • –  Markie-Dadds, C., Sanders, M. R. & Turner, K. M. T. (2003). Das Triple P Elternarbeitsbuch. Der Ratgeber zur positiven Erziehung mit praktischen Übungen. Münster: Verlag für Psychotherapie.
  • –  MacLean, C. D. (1955). The limbic system („visceral brain“) and emotional behavior. Arch Neurol Psychiatry ,73, 130–134.
  • –  Menze, J. (2012). Deutscher Verband der Ergotherapeuten E. V. (Hrsg.). Autismus und die Lernmethode ABA. Angewandte Verhaltensanalyse. Idstein: Schulz-Kirchner.
  • –  Mischel, W. (2015). Der Marshmallow-Effekt: Wie Willensstärke unsere Persönlichkeit prägt. München: Pantheon.
  • –  Montessori, M. (1994). Die Entdeckung des Kindes (11. Aufl.). Freiburg: Herder.
  • –  Seung-Lark Lim, J. Bradley C Cherry, Ann M. Davis, S. N. Balakrishnan, Oh-Ryeong Ha, Jared M. Bruce & Amanda S. Bruce (2016). The child brain computes and utilizes internalized maternal choices. Nature Communications. Nature Communications, 7. DOI: 10.1038/ncomms11700.
  • –  Schramm, R. (2006). Motivation und Verstärkung. Wissenschaftliche Intervention bei Autismus. Applied Behavior Analysis und Verbal Behavior. Ein Handbuch für Eltern, Lehrer, Erzieher und andere Fachleute. Hespe: Verlag pro-ABA.
  • –  Pliszka, S.R., Comorbidity of attention‐deficit/hyperactivity disorder with psychiatric disorder: an overview. J Clin Psychiatry, 1998. 59 Suppl 7: p. 50‐8.Pliszka, S.R., Comorbidity of attention‐deficit/hyperactivity disorder with psychiatric disorder: an overview. J Clin Psychiatry, 1998. 59 Suppl 7: p. 50‐8.

ADHS und Lernen

Im Arbeitsgedächtnis werden Lerninhalte vorübergehend gespeichert, um gleichzeitig wird etwas anderes gemacht. Z. B. kommt das Kind nach Haus und die Mutter ruft, dass es sich bitte die Hände waschen soll. Das Kind sieht gleichzeitig auf die Uhr und vergisst was der Auftrag war. Mehrere Aufträge gleichzeitig überfordern ein Kind mit ADHS.

Ja, unbedingt. Die Lernchance ist riesig. Allen ist klar, dass die Anfangsbegeisterung dann schlagartig nachlässt, wenn klar wird, dass Üben mühsam ist. Deshalb ist es dringend notwendig einen Übe-Plan zu erstellen. Kurze Übungseinheiten von wenigen Minuten zeigen sich als viel wirksamer als einmalig lange Trainingseinheiten. Lernen sie das Instrument auch spielen. Beim Klavier besonders gut möglich. Das erhöht die Motivation und sie realisieren selbt wie anspruchsvoll es ist.

Das Gefühl der Lehrpersonen, dass sie gegen das Syndrom machtlos sind ist nur schwer auszuhalten. Das Dilemma ist, dass die Anzahl der Kinder es anspruchsvoll macht individuelle Aufträge zu geben und zu schauen, was das Kind mit ADHS gerade interessiert. Natürlich sind die Lehrpersonen Profis im Umgang mit ADHS, die Menge an Anforderungen bleibt trotz bestem Wissen aber herausfordernd.

Die Fähigkeit einen Frust auszuhalten entwickelt sich im Laufe der Reifung vom Kind zum Erwachsenen. Im Kindergartenalter schlägt, schreit und tobt das Kind noch.  Im Schulalter kann das Kind schon einmal an einer Arbeit bleiben, auch wenn es die Lust verloren hat. Natürlich kann ein Kind mit ADHS gesellschaftskonformes Verhalten lernen. Realistische Ziele zu setzen und diese zu visualisieren hilft den Fokus zu behalten. Den Fokus für die Eltern als auch für das Kind. So wird sichtbar, dass Fortschritte erzielt werden, wann auch kleine. Und ja, manchmal geht es einen Schritt vor und dann wieder zwei nach hinten.

Durch Erfolg lernt das Kind, dass es sich lohnt an etwas längerfristig dranzubleiben und damit ein grösseres in der Ferne liegendes Ziel zu erreichen. Am Beispiel des Erlernens eines Musikinstrumentes kann dies eindrücklich gezeigt werden. Es benötigt engmaschige Rückmeldung. Die Gameindustrie schafft dies mit Motivationsanreizen (mehr Punkte, bessere Waffen, anderes Spielumfeld/Level).

Ein Ziel ist, dass angeborene archaische Verhaltensweisen (Reptiliengehirn) durch gesellschaftlich verträgliche Verhaltensweisen (Prä-Frontal-Kortex) ersetzt werden. Dies ist ein Prozess. Aus Schlagen, Schreien oder Toben im Kleinkindalter wird ruhiges, überlegtes Handeln im Schulalter. Ein Kind mit ADHS im Kindergarten gibt schnell auf, macht zu was es Lust hat. Ein Ziel ist es dranzubleiben, eine angefangene Arbeit zu Ende führen. Machen Sie sich in einer ruhigen Minute einmal klar, was ihr Kind bereits alles gelernt hat. Sie werden stolz sein.

Früher, als unser Vor-vor-Fahren am Lagerfeuer sassen und über dem Feuer meditierten hatten Menschen mit ADHS ihre Ohren und Augen überall und haben die Sippe durch ihre Vorahnung, ihre Hochsensibilität und ihre Eigenschaft alles zu hören gerettet.

Sie Socken stören, das Hemd kratzt, das Licht lenkt ab. Hochsensibilität ist komplex und kann ein Symptom von ADHS sen. Als eigenständige Pathologie ist es aber nicht ankerkannt.

ADHS und Gehirn

Es existiert die Dopamin-Mangel-Hypothese sowie die Annahme einer allgemeinen Retardierung (Verlangsamung) der Entwicklung (Myelinisierung) im Prä-Frontal-Kortex.

Unaufmerksamkeit, schnelle Reizüberflutung und geringe Impulskontrolle. Die Kinder sind schnell frustriert und handeln ohne die Folgen zu beachten. Je nach Alter bemalen sie Gegenstände, ihre Finger, klauen, reden unkontrolliert rein.

Hyperaktivität kommt bei ADHS noch dazu. Kinder mit ADS sind oft introvertiert, d.h. sie fallen weniger auf und werden deshalb weniger häufig diagnostiziert.

Der Frontalkortex reift spät und kann durch Bildung und Erziehung aufgebaut werden. Man hat herausgefunden, dass die Aktivität des Frontalkortex beim Rasen und beim spielen in virtuellen Realitäten abnimmt. Was bedeutet das? Der eh schon in der Entwicklung retardierte Frontalkortex wird beim Gamen noch reduziert. Es wird ihnen klar, dass sie in diesem Moment, wenn das Kind mitten im Game steckt, keine Eigenverantwortung erwarten können. Sie greifen auf Konsequenzen zurück. Es empfiehlt sich eine Game-Zeit von z. B. täglich 15-30min einzurichten und das Kind rechnet am Ende der Woche ab. Denn wenn man mitten in einem Spiel steckt kann man nicht aufhören. Man würde Punkte verlieren oder die Kollegen enttäuschen.

ADHS Diagnostik

ADHS wird dann diagnostiziert, wenn Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität in verschiedenen Situationen (Zuhause, in der Schule, im Verein) massiv stärker auftreten als bei Gleichaltrigen. Diagnosen führen Entwicklungspädiater, Neuropsycholog*innen durch. Geeignete Anlaufstellen sind die Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienste.

Eine erfahrene Entwicklungspädiater*in, Kinderärzt*in, Neuropsycholog*in oder Psychiater*in. Kinder und Jugend Psychiatrische Dienste sind sehr erfahren.

In der Schweiz kann die die Invalidenversicherung Kosten für Therapien und Hilfsmittel übernehmen, wenn die Diagnose vor dem 9. Lebensjahr gestellt wird.

Dass ein Kind aufgegeben wird, sobald es eine Abklärung mit einer Diagnose ADHS bekommt. Achten sie deshalb darauf, dass in der Schule auch in folgenden Bereichen gefördert wird: Umgang mit Anforderungen, Selbständigkeit, Durchhaltevermögen, Verhaltenssteuerung und Frustrationstoleranz.

Menschen mit einer Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen erbringen weitgehend übliche Leistungen in neuropsychologischen Tests (Arbeitsgedächtnis, Aufmerksamkeit und Gedächtnis), in ihrem Alltagsverhalten sind sie jedoch massiv auffällig. Sie wirken sozial unangepasst, schwanken zwischen Euphorie und Trauer, lachen in unangemessenen Situationen, sind gelegentlich apathisch oder werden aggressiv. Eine wesentliche Ursache ihres Verhaltens ist, dass sie die Konsequenzen ihres Verhaltens nicht erkennen und zur Kontrolle einsetzen können. Menschen mit einer Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen können auch die möglichen Konsequenzen des zukünftigen Verhaltes nicht abschätzen. Dadurch wird ihr Veralten momentbezogen und egozentrisch. Auch fehl es ihnen an Einsicht in ihre Verhaltensprobleme.

Heute wird vermehrt diagnostiziert. Das Syndrom ist bekannter und anerkannter.

ADHS und exekutive Funktionen

Die exekutiven Funktionen stehen im Zusammenhang mit dem Frontalkortex, der im Kindes- und Jugendalter noch nicht vollständig entwickelt ist. Es wird davon ausgegangen, dass bei verhaltensauffälligen Kindern eine verzögerte Entwicklung des Frontalkortex vorliegt (Matsuura et al., 1993).

Unter exekutiven Funktionen werden unter anderem Fähigkeiten und Verhaltensweisen verstanden, die ein planvoll-zielgerichtetes Handeln leiten, um ein unmittelbares Bedürfnis zugunsten eines grösseren Zieles aufzuschieben.

Untersuchung zeigen eindeutig, dass Selbstdisziplin für den Erfolg bei der Abschlussprüfung wichtiger ist als der IQ.

Einerseits planvoll-zielgerichtetes Handeln (Organisation und Strategie) und andererseits Selbstkontrolle. Z. B. ein dringendes Bedürfnis (Gamen, Süssigkeiten) zugunsten eines grösseren Zieles (Ausbildung, gute Noten, gesunde Zähne) aufzuschieben. Die exekutiven Funktionen stehen im Zusammenhang mit der Entwicklung des Prä-Frontal-Kortex.

Bei Routinen werden aus dem prozeduralen Gedächtnis abgespeicherte Handlungsmuster aktiviert (z. B. täglicher Arbeitsweg). In neuen/unerwarteten Situationen, beim Planen und Dranbleiben, wenn´s schwierig oder unangenehm wird, dann bauen wir unsere exekutiven Funktionen auf. Neue Wege gehen, Schrank umräumen, Möbel umstellen, neue Rezepte ausprobieren, all das steigert die Flexibilität und somit die Exekutivfunktionen.

Fragen & Antworten zu
ADHS und Schule

ADHS und Schule

Der Status ist anders. IF ist niederschweflig. Es braucht dafür keine Diagnose. Im SSG wird besprochen, dass das Kind Förderung durch die/den SHP (Schulische Heilpädagog*in) erhält. ISR ist hochschweflig. Dafür braucht es eine Diagnose und eine schulpsychologische Abklärung. ISR Settings bestehen meistens aus mehreren Stunden SHP-Beratung und Unterstützung.

Im Schulischen Standortgespräch (SSG) werden Ziele vereibart, die Förderung besprochen und Verantwortlichkeiten geklärt. Auch Eltern können ein SSG wünschen.

Die im SSG definierten Förderziele werden von der Schule in eine Förderplanung übersetzt. Die feineren Ziele und vor allem wie diese überprüft werden (für das Kind sichtbar) werden dokumentiert.

Das Gespräch suchen. Oft beruhen diese Gefühle auf Missverständnissen, weil das Kind Zuhause die Erlebnisse so färbt, dass ein verzerrtes Bild herauskommt. Es ist kein Lügen, es ist ein Weglassen von Inhalten, ein vergessen von Details oder schlicht das Verlegen von Arbeitsblättern mit Aufträgen. Grundlegend ist die Vereinbarung von Zielen. Wenn Schule und Erziehungsberechtigte mit dem Kind an den gleichen Zielen arbeiten, sind die Erfolge für alle sichtbar und das steigert die Motivation beim Kind als auch bei den Erwachsenen. Z. B. Das Kind lernt die 1×1-Reihen auswendig. Kurz vor dem ins Bett gehen werden die Reihen nochmals geübt, diese fünf Minuten sind sehr hilfreich.

Ich habe in derselben Klasse je nach Lehrkraft einmal eine lernförderliche warmherzige und einmal eine störungsreiche kaltherzig-ironische Lernatmosphäre angetroffen. Es steht und fällt also mit der Lehrkraft.

Vorsicht vor Verallgemeinerungen: Waldorf-Schulen sind so oder Montessori-Schulen sind so…! Wenn die Lehrperson positive Energie in die Klasse bringt, wohlwollend konsequent agiert, eine gute Mischung zwischen geführten und angeleiteten Lernzeiten hat, klappt es mit ADHS egal wie gross die Klasse und egal welches Konzept.

Eine engmaschige Struktur mit regelmässiger Rückmeldung an das Kind helfen produktive Zeiten zu steigern. Wenn die Erwartung schriftlich fixiert ist, hat das Kind eine Leitplanke. Wird die Arbeit auf z. B. einen Tages- oder Wochenplan hin reflektiert kann das Kind seinen Erfolg erkennen. Auch freie Arbeitsphasen können eng geführt sein. Individuelle Arbeitspläne haben den Vorteil, dass das Kind in seinem Lerntempo arbeiten kann und die erledigten Arbeiten abhaken kann.

Lob kann die Motivation kurzzeitig erhöhen, wenn es authentisch ist. Das Problem ist, dass es in eine Abhängigkeit von der Beurteilung von aussen führt. Das Kind erwartet immer mehr Lob.

Deutlich besser sind Reflexionsmethoden, welche das Kind in die Verantwortung ziehen. Wie gelang dir es dir dein Ziel zu erreichen? 1-10, Smileys, grün gelb rot.

Falsch verstandene Freiheit. Damit meine ich, wenn das Kind mit dem (hohen) Grad an Freiheit überfordert ist. Das bringt Enttäuschung auf beiden Seiten. Fehlt die Anleitung, fehlt der Halt für das Kind, sucht es Nebenbeschäftigungen. Diese stören, nerven und die Beziehung leidet. Es ist die Aufgabe einer Lehrperson das Kind dort abzuholen wo es steht. Bitte sprechen sie die Not des Kindes an.

Auch in einer grossen Klasse kann eine disziplinierte Arbeitsatmosphäre herrschen. Meine Erfahrung ist, dass Disziplin und Beziehung wichtiger sind als eine kleine Klasse als solche. Auch in einer kleinen Klasse können einzelne Reize enorm ablenkend sein. Der Vorteil in einer grossen Klasse ist oftmals, dass ablenkende Einzelgeräusche in einem arbeitsamen Rauschen untergehen.

Klassenassistenzen, welche auf das Kind einreden führen mittelfristig dazu, dass das Kind schon gar nicht mehr zuhört, wenn die Lehrperson etwas erklärt. Klassenassistenzen haben eine anspruchsvolle Aufgabe, denn sie haben sich wann immer möglich im Hintergrund zu halten. Ein lieber Mensch mit Helfer-Syndrom ist fehl am Platz, so leid mir das manchmal tut, wenn ich das beobachte und kommuniziere.

Aufträge eins zu eins erklären und parallel notieren was die Erwartung bis wann ist. Der Grad der Anforderung für ein Kind mit ADHS muss passen. Das ist wie ein schmaler Wanderweg in den Bergen. Links (Unterforderung) geht es steil nach unten und rechts (Überforderung) fällst du in die Tiefe, wenn du nicht genau aufpasst. Dieser schmale Grad ist ein gutes Bild für das Anforderungsniveau bei ADHS. Es muss passen, wie eine gut designte Lernsoftware, welche sich genau beim aktuellen Leistungsniveau einpendelt.

So etwas zu verallgemeinern ist schwierig. Direkt vor der Tafel in der ersten Reihe fühlt sich ein Kind eventuell unwohl, dreht sich ständig um, weil es den Überblick braucht. Es hat Angst vor „Feinden“ im Rücken. Ein anderes Kind dagegen fühlt sich ganz vorne wohl, weil die Lehrperson so nonverbal mit kurzer Berührung „bremsen“ kann.

Es ist nicht möglich dies zu verallgemeinern. Bei einer problematischen Figur-Hintergrund Wahrnehmung wirken drei Linien mit Dach, EG und Keller verwirrend, andere Kinder aber profitieren genau von dieser Begrenzung.

Wenn der Zeilenabstand grösser ist, der Buchstabenabstand weiter und die Schrift für das Kind angenehm ist. Drucken sie verschiedene Grössen aus und fragen sie das Kind. Motivierend für das Kind sind verschiedene Farbfilter. Sie können das Leseblatt bei gutem Licht einfach in eine farbige Sichtmappe stecken. Dies liefert einen minimal anderen Reiz, der schon reichen könnte. Auch eine Lese-Brille mit plus-Gläsern (Vergrösserung) kann kurzzeitig helfen die Aufmerksamkeit zu fokussieren. All diese Effekte wirken kurzzeitig. Varianten sind spannend und halten die Aufmerksamkeit hoch.

Dein Kind hat in die Handschrift bereits hunderte bis vielleicht sogar tausend Stunden investiert. Bis das Tippen also so effizient wie die Handschrift ist vergehen Monate bis Jahre. Aber steter Tropfen höhlt den Stein. Ein früher Beginn ab der 1. Klasse kann sich lohnen. Es ist wie beim Erlernen eines Musikinstrumentes. Auch dort gibt es Phasen höherer und geringerer Motivation. Heutzutage gehört das Lernen des 10-Finger-Tipp-Systems aus meiner Sicht dazu. Jedes Kind sollte dies lernen. Das prozedurale Gedächtnis in jungen Jahren ist so plastisch, das geht wie von selbst und die Programme sind spielerisch.

Früher hatte Goldfinger die Nase vorne. Dann Tipp10, weil es browserbasiert ist. Schulen haben oft andere Programme auf dem Server. Es spielt keine Rolle, denn der Moment indem es mühsam wird und klar wird, dass Lernen und Dranbleiben anstrengend ist – der kommt bei allen Programmen. Dem Kind die Fortschritte zu visualisieren hilft die Motivation aufrechtzuerhalten. Dafür gibt es bei allen Programmen Analyse-Daten.

Durch Erfolg! Umarmen sie ihr Kind täglich und sagen sie ihm bei jeder Gelegenheit, dass sie ihn/sie lieben. Legen sie sich ein paar Minuten zum Kind, wenn sie es wecken. Wenn sie gemeinsam ruhig atmen versetzen sie sich in die Lage ihres Kindes. An was muss es denken? Wie schaffen sie es, dass es eine gesunden Snack einpackt und etwas trinkt? Schlagen sie ihm ein Kleidungsstück vor, damit es in die Gänge kommt. Liebe ist ein starker Motor. Geben sie der Liebe jeden Tag eine neue Chance.

Bestrafen ist ein Missverständnis. Es geht um logische, hilfreiche und angemessene Konsequenzen auf ein Verhalten. Auch die Lehrpersonen geben ihr Bestes. Sie können von den erfahrenen Pädagog*innen lernen. Hören sie aufmerksam zu und versuchen sie am gleichen Strang zu ziehen.

Es gibt entweder einen Nachteilsausgleich oder individuelle Lernziele. Oft werden die Kinder von einer Heilpädgog*in betreut. Entweder im IF (integrative FörderungI oder im ISR (Integrierte Sonderschulung in der Verantwortung der Regelschule). Dies verteilt die Verantwortung auf mehrere Schulter, gibt immer wieder die Möglichkeit von Methodenwechseln und Bewegung, was einem Kind mit ADHS entspricht.

Wenn das Kind keine Freunde mehr hat, der Sündenbock ist, keine individuellen Fortschritte mehr erzielt und die Klasse sowie die Lehrperson leiden und nicht mehr weiterkommen.

Es steht und fällt mit der Pädagog*in. Schafft sie es Beziehung zum Kind aufzubauen, können schwierige Situationen mit einem Lächeln gelöst werden. Per se sind Privatschulen nicht besser oder schlechter, fragen sie konkret nach, ob die Aufnahme eines Kindes mit ADHS passend ist oder nicht.

Die Dauer der Konzentration kann nur circa geschätzt werden, da auch Menschen mit ADHS unterschiedlich sind. Bei einem Kind mit ADHS im Kindergartenalter beträgt die Konzentrationsspanne circa 10min, im Schulalter circa 20min-30min und im Erwachsenenalter circa 60min. Der Grad der Aufmerksamkeit ist mit der Aktivierung des Belohnungssystems verbunden. Bei therapeutischen Interventionen kann die Aufmerksamkeit durch Aktivierung des Belohnungssystems intensiviert und verlängert werden.

Ja, wenn eine von einer anerkannten Institution (z. B. KJPP) Abklärung mit einer Diagnose vorliegt. Nachteilsausgleiche gibt es z. B. bei Dyslexie = Legasthenie = Lese-Rechtschreib-Schwäche oder Dyskalkulie = Rechenschwäche oder Verhaltensauffälligkeiten (z. B. ADHS, ASS).

Ja und nein. Ja, weil die Programme so professionell gebaut sind, dass sie das Lernniveau des Kindes erkennen, sich bei einem motivierenden Lernniveau einpendeln  und in kleinen Lernschritten von dort aus eine optimale Anforderungsniveau berechnen. Nicht sinnvoll ist es, wenn das Kind durch Nachrichten gestört wird.